Das Zwischenseminar war wunderbar. Ich hatte mir erst gar nicht so viel davon versprochen, außer natürlich, meine liebsten Freundinnen endlich für längere Zeit wiederzusehen.
In Cali fing es an. Ans lange Busfahren habe ich mich mittlerweile gewöhnt und dass sie manchmal ein Gefrierschrank sind oder mit nerviger Musik oder Filmen ultralaut. Der erste Bus war sogar ein special-service, jeder Sitz hatte seinen eigenen Bildschirm, um Musik und Filme abspielen zu können. Dabei dachte ich doch, man fährt hier mit Hühnern in Rumpelkisten...So kann man sich täuschen.
Andreas hat das Seminar ganz interessant gestaltet, nämlich fast gar nicht mit typischen langweiligen Seminarelementen, sondern vielmehr mit Kulturprogramm und Austausch. Gefiel mir ganz gut.
Wir waren in Villa Rica, einem Dorf bei Cali, in dem nur 15 Tage vorher eine Bombe hochgegangen ist, was die Menschen dort verunsichert hatte, denn eigentlich ist dieser Ort, in dem 80% der Bevölkerung afrokolumbianisch ist, sicher und uninteressant für bewaffnete Gruppen. Da dies nach Abschätzung nur ein Einzelfall war, fuhren wir trotzdem dort hin, weil keine weitere Gefahr drohte. Mit Menschen aus der Fundacion dort erkundeten wir in kleinen Gruppen Villa Rica und durften sogar einen Blick in die außerhalb gelegene Finca hineinwerfen, wo früher die Sklaven ankamen und die heute Privatbesitz ist. Der Enkel des Besitzers erzählte uns einiges über die Geschichte des Hauses und auch über die Spukgeschichten, die es in dem Haus gegeben haben soll. Sogar er selbst habe einmal dort übernachtet und nachts ein Klopfen an seiner Tür gehört haben. Eine Freundin hat mir erzählt, dass es hier auf dem Land ganz oft spukt und man unheimliche Geräusche hört und sowas. Ich glaube, es gibt Geister in Kolumbien ;-) Eine Geschichte in dem Haus hat mich fasziniert. An einer Stelle, wo früher die Sklaven, angekettet an der Wand, misshandelt wurden, sind schwarze Flecken zu entdecken. So oft sie dort auch gestrichen haben, die Flecken lassen sich nicht überstreichen, nicht entfernen - schon nach kurzer Zeit treten sie wieder auf.
In Medellin war die ursprüngliche Idee, die staatliche Schule von Sandra, der Chefin von einem Waldorfprojekt (Arca Mundial) zu besuchen. Da aber der Bandenkrieg dort ziemlich offensiv ist und vor nicht allzukurzer Zeit ein Schüler von ihr erschossen wurde, war es uns leider nicht möglich, dort hinzufahren. Es ist zwar für uns nicht gefährlich, aber in so einer großen Gruppe wollten wir das lieber vermeiden. Deswegen haben wir eine andere Schule im Barrio Santo Domingo besucht, wo wir einzeln mit 3-10 Schülern durch das Barrio spaziert sind, sie haben uns ihre Häuser gezeigt, ihre Lieblingsplätze, ihr Viertel eben, wo sie leben und aufwachsen. Ich war mit einer Gruppe von 6 Mädchen im Alter von 6-12 unterwegs. Am Anfang waren wir alle zurückhaltend, aber dann haben wir uns richtig gut verstanden und sie waren dann auch neugierig, wie ich in Deutschland lebe. Eine Frage, die mir sehr oft gestellt wird is, ob ich schon Mama bin. Das war in dem Fall ziemlich witzig, weil ich dann gesagt habe, dass ich es wichtig finde, erstmal die Schule zu beenden und danach erst Kinder wegen reifer und verantwortungsvoller und so sein. Später haben wir noch gesungen, ich ein Lied auf deutsch und sie ein kolumbianisches. Das hat den Rundgang schön abgeschlossen und wir 17 Freiwilligen quetschten uns wieder in den kleinen Bus, der uns noch zum Direktor der Schule fuhr, der uns alle in sein Haus einlud, uns seine 8 Kinder (ca.) vorstellte und wieder mal die wunderbare Gastfreundschaft der Kolumbianer präsentierte. Bei einer Partie Fußball Deutsche gegen Kolumbianer gewannen die kolumbianischen Jungs. Alle haben hier das Bild, dass Deutschland so gut im Fußball ist... dieses Team wird wahrscheinlich sein Leben lang erzaehlen, dass sie gegen ein deutsches gewonnen haben. Schoene Erinnerung :)
Unser Zwischenseminar ging am Donnerstag zu Ende. Mir gefiel der intensive Austausch unter uns Freiwilligen sehr, und das war sehr ausgeglichen was die Themen Arbeiten und Freizeit betrifft. Wir haben in problemfällen zusammen Lösungen überlegt und ich hatte das Gefühl, dass sich alle für alle interessieren und auch an dem Wohl des Anderen interessiert sind. Auf jeden Fall habe ich bei den diversen Gesprächsrunden gemerkt, dass ich mit meiner zurzeit etwas merkwürdigen Wohnsituation total im normalen Bereich liege.
Das zweite Seminar, was dann anschließend für Waldorfdozenten und -Lehrer und Interessierte in Medellin stattfand, war freiwillig und wirklich interessant. Es ging um das Thema Notfallpädagogik, auch ein Programm der Freunde der Erziehungskunst, das noch nicht weit ausgebaut ist, da es quasi erst seit 2006 besteht. In Krisensituationen wird ein Team von ca. 10 Leuten zusammengetrommelt mit unterschiedlichen pädagogischen Fähigkeiten, die dann in Gebiete wie zum Beispiel den Gaza Streifen nach Kirgistan, nach Kenia oder nach Haiti fahren. Dort wird im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe versucht, lokale Mitarbeiter, zum Beispiel von den hiesigen Waldorfschulen, zu animieren, die entstehenden Projekte weiterzuführen. Diese Arbeit erscheint mir sehr sinnvoll. Die beiden Seminarleitenden Bernd Ruf und Lukas haben bei uns in der Nähe gewohnt und so hatten wir auch noch außerhalb des Seminar Gelegenheit, viel über ihre Arbeit zu erfahren.
Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und sonntagsabend saßen wir auch schon wieder im Bus Richtung Kühlschrank - Bogotá.
Mittlerweile ist schon Ende März. Das weiß ich, weil mich heute jemand nach dem Datum gefragt hat. Sonst versuche ich, so wenig wie möglich mit Datum zu leben. Einfach nur Tag um Tag. Ich will nicht, dass es jetzt schon vorbei ist. Aber natürlich habe ich auch ein bisschen die Aufregung, wie es wohl für mich in Deutschland weitergeht. Endlich habe ich nach Norwegen an den Demeterhof geschrieben, wo ich so gerne im nächsten Jahr arbeiten würde.
Auf der Arbeit ist nie ein Tag wie der andere. Vor drei Wochen ist ein neuer Praktikant aus Deutschland angekommen, der für 6 Monate bleibt. Fabian war lustigerweise der Teamer auf Jelkas Seminar für Namibia. So klein ist die Waldorfwelt. Herzlich Willkommen :) Mit ihm gebe ich zusammen zweimal die Woche Englisch-Unterricht für eine kleine Gruppe von Lehrern. Dann haben wir noch einmal die Woche Theater und Musikunterricht. Außerhalb der Arbeit habe ich jetzt angefangen, Schlagzeug zu spielen und bin ganz begeistert.
Nächste Woche sind schon Ferien und ich weiß noch nicht genau, wohin. Außerdem ist grad Theaterfestival in Bogota. Die Tickets sind ordentlich teuer, aber es gibt viele Straßentheater und in allen Parks gibt es kleine Tanz- Musik- und Theatergruppen, die man gratis bewundern kann. Gestern war ich mit Felix und Dagmar, der Mutter von einer ehemaligen Freiwilligen, im Parque Nacional. Leider regnets im Moment soo viel, dass es ein wenig die Freude trübt und auch die Lust nimmt, sich aufzuraffen.
Wie geht es euch denn allen?? Ich würde mich sehr freuen, von euch allen mal was zu hören, was das Leben so macht und was es Neues gibt!!! Meine Emailadresse habt ihr ja und sonst einfach unter den Eintrag auf Kommentar klicken und (ohne Anmelden) einen Gruß hinterlassen :) Ich hab gehört, dass es Frühling geworden ist in Deutschland... gibt es Fotos??
Hiermit hinterlasse ich euch einen ganz lieben Gruß von einer zufriedenen, meist glücklichen, vielbeschäftigten und verrückten Lili
Montag, 26. März 2012
Montag, 12. März 2012
Colombia, que linda eres
Hier bin ich wieder :)
Natürlich kann ich die letzten Monate nur kurz zusammenfassen und das mache ich einfach schnell mit ein paar Fotos, um dann zum Seminar zu kommen, was eine wundertolle Zeit mit den anderen kolumbianischen Freiwilligen war.
Außerdem kommen noch einige nachträgliche Fotos vom Urlaub, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Leider kann ich die Bilder nur schlecht untertiteln, bzw. es ist viel Arbeit und viel Arbeit verdirbt mir die Lust und deswegen mache ichs nicht.
Das Bild mit der blauen Wand ist in der Candelaria hier in Bogotá entstanden.
Die Bilder mit Wasser wurden in Villavicencio aufgenommen, wo ich mit Mauricio war. Dort sind wir auf einen Berg gewandert, wo über Schluchten Hängebrücken führen und es kleine Wasserfälle zu entdecken gibt.
Die Bucht vom Hippie-Fischerdorf Taganga... und der Tayrona-Park
(Den Titel des Posts könnt ihr auf www.leo.org selber übersetzen)













Natürlich kann ich die letzten Monate nur kurz zusammenfassen und das mache ich einfach schnell mit ein paar Fotos, um dann zum Seminar zu kommen, was eine wundertolle Zeit mit den anderen kolumbianischen Freiwilligen war.
Außerdem kommen noch einige nachträgliche Fotos vom Urlaub, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Leider kann ich die Bilder nur schlecht untertiteln, bzw. es ist viel Arbeit und viel Arbeit verdirbt mir die Lust und deswegen mache ichs nicht.
Das Bild mit der blauen Wand ist in der Candelaria hier in Bogotá entstanden.
Die Bilder mit Wasser wurden in Villavicencio aufgenommen, wo ich mit Mauricio war. Dort sind wir auf einen Berg gewandert, wo über Schluchten Hängebrücken führen und es kleine Wasserfälle zu entdecken gibt.
Die Bucht vom Hippie-Fischerdorf Taganga... und der Tayrona-Park
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