Donnerstag, 17. Mai 2012

Zwischenbericht


Nach dem Zwischenseminar Anfang März kam ich mit neuen Gedanken und Impulsen wieder vergnügt zur Arbeit.
Im PAES fühle ich mich wohl und als zusätzliche Hilfe durchaus brauchbar. Zuerst begleitete ich eine neue Profe im Handarbeitskurs mit den 10-12 jährigen Kindern. Wir stickten im Kreuzstich Tiermotive, die später alle zusammen eine Geschichte mit dem Thema Werte formen sollten und ich konnte tatkräftig unterstützen. Seit der Rotation arbeite ich nun mit der ältesten Gruppe von CES Waldorf im Kurs Zahlen und Buchstaben. Dieser Kurs erscheint mir als der schwierigste. Denn die Idee der Klassen ist es, die Kinder durch Kunst zu unterrichten, zu bilden und zu erziehen. Es soll ihnen aber so viel Spaß bringen, dass sie gerne jeden Tag wiederkommen. Bei Zahlen und Buchstaben, man könnte es auch als Nachhilfeunterricht ansehen ( ist es aber nicht), empfinde ich es als schwierig, einen Weg zu finden, den Jugendlichen das Lesen, Schreiben und die Mathematik spielend näher zu bringen. Ich freue mich, dass ich jeden Tag die Möglichkeit habe, den Unterricht nachzubesprechen, dem Profe Fragen zu stellen oder mit ihm gemeinsam Aktivitäten und Vorgehensweisen zu überlegen und zu entwickeln.
Vormittags helfe ich nun in der Bibliothek bei der Hausaufgabenbetreuung mit, die vor allem von den jungen Kindern beansprucht wird. Ich sehe das als eine sehr sinnvolle Arbeit an, die meisten Kinder haben Spaß dort zu lernen, kreativ zu basteln oder zu malen, Bildchen auszuschneiden und alles in ihre Hefte zu kleben.

Im Kindergarten am Nachmittag habe ich zur Zeit leider den Anschluss, bzw. den Kontakt etwas durch Abwesenheit verloren. Ich muss wegen einer Handverletzung dreimal die Woche nachmittags zur Therapie und verpasse somit meine kostbare Zeit mit den Kindern. Unter anderem wegen diverser Verletzungen, Unregelmäßigkeiten und weiteren Dingen konnte die Idee, den Nachmittag alleine mit den Kindern zu verbringen bist heute noch nicht realisiert werden. Die Einführung der Profes, die ursprünglich für die ersten Wochen vorgesehen war, hat sich ein wenig verlaufen, und die Realität des Ablaufs sieht auch anders aus. Um diese Aufgabe alleine durchführen zu können, würden mir auch immernoch einige Dinge fehlen, seien es Lieder, Spiele oder auch die Autorität, der Respekt und die Ruhe.

Ein neuer Teil unserer Arbeit ist die Küchen- und Putzarbeit. Ich habe mir schon im letzten Jahr gewünscht, dort mehr mitarbeiten zu dürfen, um vielleicht auch einige Rezepte der kolumbianischen Küche kennen zu lernen. Jetzt rotieren wir zweiwöchig in der Küche, wobei ich meinen Dienst noch nicht ausführen konnte, da auch in diesem Fall meine Hand ein Problem darstellt.

Unser Tagesablauf scheint sehr gut strukturiert zur Zeit. Die Profes des PAES haben sich auch eine tolle Aufgabe zu Herzen genommen. Es gibt zweimal die Woche einen Theater- und Musikkurs für die Profes, mit dem visuellen Ziel, ein Musical aufzuführen. Jedoch steckt eigentlich viel mehr dahinter, der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit der Profes untereinander, das Vertrauen, die Freundschaft und den Respekt stärken, an dem allen arbeiten wir und es zeigen sich schon nach kurzer Zeit erfreuliche Fortschritte.
Des weiteren gebe ich zusammen mit einem Praktikant zweimal die Woche Englischunterricht. Leider sind alle sehr undiszipliniert und es kommen für die Profes immer wieder Dinge dazwischen, die nicht verschiebbar sind, weshalb wir sehr langsam vorankommen.
Eine weitere Erneuerung ist das „Merchandising“. Wir haben eine Gruppe gegründet, die für die Besucher und Spender, die zu uns kommen, Geschenke herstellt, das sind zur Zeit kleine Bildchen, Aquarell auf Holz. Die Ideen sprießen nun und es werden mittlerweile auch Ohrringe und Stifte hergestellt, mit tollen Motiven, Fantasie und viel Liebe.
Ich fühle mich sehr willkommen und glücklich auf der Arbeit. Unklarheiten, die öfter durch den Kulturunterschied entstanden, werden nun schnell gelöst, wir werden in allem, auch außerhalb der Abeit, sehr unterstützt und wir lernen jeden Tag voneinander, was für mich ein großes Geschenk ist, das ich mit auf meinen Weg nehmen darf. Die letzten Monate werde ich noch in vollen Zügen genießen. 

Sonntag, 6. Mai 2012

Mein Bogotá

Mitten im Zentrum von Bogotá


Mini Zuckermangos und Guama - die großen braunen Kerne darin sind umhüllt von baumwollartigem Samt. Den lutscht man ab und kann ihn essen.


Rebelión, 1. Mai 2012 auf der Septima















Mauerherz. 




Colombian Beauty 

Mittwoch, 2. Mai 2012

einfach witzig

Was ist witzig?

- Witzig ist, Croissant zu bestellen, nicht verstanden zu werden und dann gesagt zu bekommen: Ach, du willst ein Croasan??
- Witzig ist, dass Jeans hier jean heisst, Leggings legguis und Joghurt yogur.
- Witzig ist, im Restaurant Cola zu bestellen, denn das heisst Po. Also besser um eine COCA-COLA bitten (oder gar nicht erst trinken ;-))
- Witzig ist, ein Theaterstück zu sehen, in dem das Huhn anstatt boock, boock boock PIU PIU PIU sagt.
- Witzig ist, den Namen eines Jungen zu hören, ihn für türkisch zu erklären und dann zufällig bei facebook zu sehen, dass der Junge namens Smith gar nicht Esmit geschrieben wird.



grün grün grün - eine kleine Reise


Am Donnerstag abend schafften Falk und ich es dann endlich aus der Stadt und Richtung Pazifik. So einen richtigen Plan hatten wir gar nicht, was uns dann leider auch zum Verhängnis wurde - aber auch spontane Reiseziele beinhaltete.
Wir fahren über Nacht und als wir ankommen denke ich: Hier sind wir in Afrika. Wir "gringos", wie wir hier fälschlicherweise genannt werden werden angestarrt. Unser erstes Ziel: in den kolumbianischen Dschungel. Wie wir hinkommen: Selbstgezimmerte Holzwagen auf schmalen Schienen, die von Motorrädern angebtrieben werden. Mit einfachen Seilen befestigt und aneinandergebunden. und schnell!

der Bahnhof in Córdoba bei Buenaventura 
In San Cipriano selber gibt es einen Naturpark, einen wunderschoenen Fluss und nur zwei Straßen. Die meisten Häuser dort sind aus Holz gebaut. In den Gärten oder auf dem offenen Speicher campen Touristen. Ich bin sehr überrascht über die hohe Touristenanzahl. Die meisten sind jedoch national. Einige wenige outen sich durch ihre Hautfarbe als Ausländer. Und weil wir nahe dem Meer sind und zudem auch noch Ostern gibt es natürlich: FISCH.
Am Bahnhof warten wir lange, bis wir endlich die aufregende Fahrt beginnen können.
Kurz nach dem Losfahren wird getankt. Wir halten an und ein Kind kommt mit einer Plastikflasche voll Benzin angelaufen. Gehetzte Blicke nach hinten. Alles muss schnell gehen um den Verkehr nicht aufzuhalten. Das Kind nimmt die leere Flasche und manchmal ein bisschen Trinkgeld und die Fahrt wird fortgesetzt. Es gibt nur ein Paar Schienen, das bedeutet, dass einmal alle hinfahren und danach alle zurückfahren. Auf dem Hinweg gibt es eine Panne. Der Motor springt nicht mehr an und es staut sich alles. Alle rufen, pfeifen, winken, gestikulieren, kommen herbeigelaufen, um zu helfen und zu schimpfen. Der Wagen muss von den Gleisen genommen werden, die Passagiere werden auf die anderen Wagen aufgeteilt.
Auf dem Weg sehen wir nur grün. Alles wunderbar grün. Ab und zu kleine Häuschen auf Pfählen.

die Tankstelle
Abenteuer!...

auf der Fahrt...






und Langeweile beim Warten...

aber dann... Ausruhen und entspannen.



Buenaventura, eine wichtige Hafenstadt im Departamento Valle de Cauca ist hässlich und grau. Auf der Fahrt dorthin riecht es nach Rauch. Alte Frauen stehen am Feuer und kochen, Männer sitzen an Tischen und die Kinder laufen umher. Alles duftet grün. Die Wolken hängen im Tal und die Spitzen der Berge glänzen in der Morgensonne. Wie schön das Caucatal ist!
Militär und Polizei wo man nur hinsieht. Mit scharfen Waffen laufen sie durch die Straßen und bewachen alle wichtigen Gebäude, Geschäfte und Kirchen. die jungen einjährigen Polizisten spielen mit ihren Waffen und den Handschellen herum, ihnen ist scheinbar langweilig. Sie zeigen ihren Kollegen, wie sie auf jemanden einprügeln, stellen dar, wie sie treten, wenn jemand am Boden liegt.
Alle lachen.
Wir finden ein günstiges Hostel.
Armut und Hunger. Wir essen Fisch. Er war so lecker, dass ich so viel wie möglich von den Gräten abknabber. Irgendwann höre ich auf, weil es jetzt nur noch Abfall ist. Ein Obdachloser fragt uns freundlich, ob er die Reste haben darf. Er stopft sich die Hälfte direkt in den Mund, das andere Fischskelett steckt er in einen dreckigen Plastikbecher, den er mit sich trägt.



der traurige Hafen in BV.


im Zentrum


ein glücklicher Falk mit seinem Geburtstagsgeschenk:"Born to chill, forced to work."


Vor der Kirche


Eigentlich heisse ich ja Lilian Bromen aber das haben sie nicht so gut verstanden ;-)


Wie immer ein Stückchen Heimat auf dem Weg in der Fremde.

Der Daguafluss. Rostrot verläuft er parallel zur Carretera Cali-Buenaventura


Interessant: Brückenbau 


Mondnacht in Cali. 

Worüber beschwerst du dich? Es stört dich, wenn sie dich zu Bett schicken?  Sie wünschen sich, nicht mehr aufzuwachen.



In Cali stehe ich in der Schlange im Terminal und will mir eine Busfahrkarte nach Bogotá kaufen. Es ist ein riesen Chaos, unendlich viele Menschen, die verreisen möchten oder zurückkehren und keine Tickets. Spontan beschließe ich, mit Falk nach Manizales zu fahren, was auf halbem Weg nach Bogotá liegt.

Manizales. Paisa-stadt in der Kaffeezone

in der Metrocable, die ich dummerweise an diesem Tag ca. 6 mal hoch und runter fahren musste. Dann noch die uebertriebene Freundlichkeit der Paisas... So freundlich kann doch keiner in Wirklichkeit sein, frag ich mich.


Ruine auf dem Dach.

Ja, ich fühle mich wirklich ein bisschen wie Franziskus von Assisi. Wirklich!

Manizales - Stadtzentrum

Blick in die Landschaft. Unglaublich schön.




Falk erzählt Witze.


Auch wenn es nach viel mehr aussieht, sich vielleicht auch nach viel mehr anhört waren es letztendlich nur 4 Tage, die wir größtenteils in Bussen verbracht haben. Wir haben auf jeden Fall versucht, das Beste draus zu machen und sind um einige Erlebnisse und Erfahrungen reicher geworden. Ganz besonders ist mir auf der Reise die Schönheit und die Vielseitigkeit des Landes bewusst geworden. 

Es gibt weiterhin viel zu erzählen. Aber erst beim nächsten Mal.
Alles Liebe, eure Lili

Preurlaubserlebnisse im April


Die Idee war, in der Semana Santa, die Osterwoche, in Urlaub zu fahren. Falk und ich hatten uns dafür zusammengetan. Dann gabs aber einige Termine, die die "Planung" kreuzten. 
Am Wochenende kamen Aimi und Franca aus Medellin her. 
Festival de Teatro in Bogotá. 
Manu Chao Konzert - gratis auf der Plaza Simon Bolivar
Und weil wir dann auch noch die Feiertage vergessen hatten und eigentlich wissen sollten, dass es dann schwierig wird, spontan irgendwo hinzufahren hat sich das Ganze um noch einen Tag verschoben, die Nacht aber noch genutzt, um sie unvergesslich zu machen.


Freilichttheater im Parque Simon Bolivar. 




Akrobatik


Felix, Aimi (Medellin) und Falk

Wundertoller Abend - Theatergruppe aus Oberhausen, Deutschland, Sprache: Spanisch, Englisch, Deutsch, teilweise übersetzt, teilweise ziemlich witzig.


 
Bogotaimpressionen 






Wer gehört nicht dazu?


Monserrate


Candelaria





Bei Doña Ceci - Lieblingsbar an Falks Geburtstag 


Aprilscherz der Jungs: "Mädels, macht euch schick. Wir gehen in einen tollen Club, wo ein berühmter DJ auflegt und wir haben Freikarten von Don Jorge. Leider glaubwürdig und voll drauf reingefallen.

Felix alias Iron man mit unserem Gastbruder Nico im Hof. 

Manu Chao - Leider wurde mir davor wieder mein Handy geklaut... Dort haben Franca und ich ganz viele Freiwillige kennengelernt, die wir aber später verloren haben. Die Luft geschwängert von süßlichem Rauch, Schnapsverkäufer  zu Hauf. Was aber wirklich fehlte nach 7 Stunden warten und ca. 2 Stunden Auftritt war einfach nur WASSER. 

Nach vier mehr oder weniger schlechten Vorbands, die peinlicherweise auch noch sowas wie: wollt ihr meeeehr? nach einer Stunde spielen gerufen haben und keiner sich gefreut hat, kam er endlich und spielte. Und wir tanzten und sangen und lachten.