Mittwoch, 2. Mai 2012

grün grün grün - eine kleine Reise


Am Donnerstag abend schafften Falk und ich es dann endlich aus der Stadt und Richtung Pazifik. So einen richtigen Plan hatten wir gar nicht, was uns dann leider auch zum Verhängnis wurde - aber auch spontane Reiseziele beinhaltete.
Wir fahren über Nacht und als wir ankommen denke ich: Hier sind wir in Afrika. Wir "gringos", wie wir hier fälschlicherweise genannt werden werden angestarrt. Unser erstes Ziel: in den kolumbianischen Dschungel. Wie wir hinkommen: Selbstgezimmerte Holzwagen auf schmalen Schienen, die von Motorrädern angebtrieben werden. Mit einfachen Seilen befestigt und aneinandergebunden. und schnell!

der Bahnhof in Córdoba bei Buenaventura 
In San Cipriano selber gibt es einen Naturpark, einen wunderschoenen Fluss und nur zwei Straßen. Die meisten Häuser dort sind aus Holz gebaut. In den Gärten oder auf dem offenen Speicher campen Touristen. Ich bin sehr überrascht über die hohe Touristenanzahl. Die meisten sind jedoch national. Einige wenige outen sich durch ihre Hautfarbe als Ausländer. Und weil wir nahe dem Meer sind und zudem auch noch Ostern gibt es natürlich: FISCH.
Am Bahnhof warten wir lange, bis wir endlich die aufregende Fahrt beginnen können.
Kurz nach dem Losfahren wird getankt. Wir halten an und ein Kind kommt mit einer Plastikflasche voll Benzin angelaufen. Gehetzte Blicke nach hinten. Alles muss schnell gehen um den Verkehr nicht aufzuhalten. Das Kind nimmt die leere Flasche und manchmal ein bisschen Trinkgeld und die Fahrt wird fortgesetzt. Es gibt nur ein Paar Schienen, das bedeutet, dass einmal alle hinfahren und danach alle zurückfahren. Auf dem Hinweg gibt es eine Panne. Der Motor springt nicht mehr an und es staut sich alles. Alle rufen, pfeifen, winken, gestikulieren, kommen herbeigelaufen, um zu helfen und zu schimpfen. Der Wagen muss von den Gleisen genommen werden, die Passagiere werden auf die anderen Wagen aufgeteilt.
Auf dem Weg sehen wir nur grün. Alles wunderbar grün. Ab und zu kleine Häuschen auf Pfählen.

die Tankstelle
Abenteuer!...

auf der Fahrt...






und Langeweile beim Warten...

aber dann... Ausruhen und entspannen.



Buenaventura, eine wichtige Hafenstadt im Departamento Valle de Cauca ist hässlich und grau. Auf der Fahrt dorthin riecht es nach Rauch. Alte Frauen stehen am Feuer und kochen, Männer sitzen an Tischen und die Kinder laufen umher. Alles duftet grün. Die Wolken hängen im Tal und die Spitzen der Berge glänzen in der Morgensonne. Wie schön das Caucatal ist!
Militär und Polizei wo man nur hinsieht. Mit scharfen Waffen laufen sie durch die Straßen und bewachen alle wichtigen Gebäude, Geschäfte und Kirchen. die jungen einjährigen Polizisten spielen mit ihren Waffen und den Handschellen herum, ihnen ist scheinbar langweilig. Sie zeigen ihren Kollegen, wie sie auf jemanden einprügeln, stellen dar, wie sie treten, wenn jemand am Boden liegt.
Alle lachen.
Wir finden ein günstiges Hostel.
Armut und Hunger. Wir essen Fisch. Er war so lecker, dass ich so viel wie möglich von den Gräten abknabber. Irgendwann höre ich auf, weil es jetzt nur noch Abfall ist. Ein Obdachloser fragt uns freundlich, ob er die Reste haben darf. Er stopft sich die Hälfte direkt in den Mund, das andere Fischskelett steckt er in einen dreckigen Plastikbecher, den er mit sich trägt.



der traurige Hafen in BV.


im Zentrum


ein glücklicher Falk mit seinem Geburtstagsgeschenk:"Born to chill, forced to work."


Vor der Kirche


Eigentlich heisse ich ja Lilian Bromen aber das haben sie nicht so gut verstanden ;-)


Wie immer ein Stückchen Heimat auf dem Weg in der Fremde.

Der Daguafluss. Rostrot verläuft er parallel zur Carretera Cali-Buenaventura


Interessant: Brückenbau 


Mondnacht in Cali. 

Worüber beschwerst du dich? Es stört dich, wenn sie dich zu Bett schicken?  Sie wünschen sich, nicht mehr aufzuwachen.



In Cali stehe ich in der Schlange im Terminal und will mir eine Busfahrkarte nach Bogotá kaufen. Es ist ein riesen Chaos, unendlich viele Menschen, die verreisen möchten oder zurückkehren und keine Tickets. Spontan beschließe ich, mit Falk nach Manizales zu fahren, was auf halbem Weg nach Bogotá liegt.

Manizales. Paisa-stadt in der Kaffeezone

in der Metrocable, die ich dummerweise an diesem Tag ca. 6 mal hoch und runter fahren musste. Dann noch die uebertriebene Freundlichkeit der Paisas... So freundlich kann doch keiner in Wirklichkeit sein, frag ich mich.


Ruine auf dem Dach.

Ja, ich fühle mich wirklich ein bisschen wie Franziskus von Assisi. Wirklich!

Manizales - Stadtzentrum

Blick in die Landschaft. Unglaublich schön.




Falk erzählt Witze.


Auch wenn es nach viel mehr aussieht, sich vielleicht auch nach viel mehr anhört waren es letztendlich nur 4 Tage, die wir größtenteils in Bussen verbracht haben. Wir haben auf jeden Fall versucht, das Beste draus zu machen und sind um einige Erlebnisse und Erfahrungen reicher geworden. Ganz besonders ist mir auf der Reise die Schönheit und die Vielseitigkeit des Landes bewusst geworden. 

Es gibt weiterhin viel zu erzählen. Aber erst beim nächsten Mal.
Alles Liebe, eure Lili

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen