Mittwoch, 7. September 2011

Was bis jetzt passiert ist

Es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor, das letzte Augustwochenende... Es war alles so viel!

Am Samstag, den 27. August war der Geburtstag der Corporación.

Von 9-11 Uhr haben sich alle Kinder fertig gemacht, geschminkt und kostümiert. Es gab 5 Gruppen, die verschiedene Elemente darstellten. Ich hab mich auch gefragt, warum fuenf, obwohl es doch eigentlich nur Feuer, Wasser, Luft und Erde gibt. Da es aber 5 Gruppen waren haben sie noch das Wort dazu genommen. So hatte jede Gruppe ein Thema, zu dem sie eine kleine Aufführung vorbereitet hatten, die nach dem Umzug, leider nur um eine Kurve, präsentiert wurden. Es gab sehr viele Zuschauer und viel Applaus für all den Aufwand der letzten Tage. Neben Eurythmie, die die Kinder mit Marc Büche innerhalb einer Woche einstudiert hatten, wurde auch Volkstanz getanzt, den, im Gegensatz zu den Ferienlager-kindern in Deutschland, alle Kinder und auch Erwachsene voller Enthusiasmus mittanzten. Der wunderbare Sonnenschein hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass das Fest ein voller Erfolg wurde.

Abends sind Jonas, Ella, Felix und ich zu der Abschiedsparty der beiden in eine gemietete Wohnung gefahren – Salsa tanzen!

Um 12 Uhr wusste dann doch jemand, dass ich Geburtstag hatte und alle haben mir gratuliert und mich 20 mal gedreht, fuer 20 Jahre eben, und gesungen. Um vier sind wir dann gegangen. Normalerweise gehen dir Partys hier in Bogotá nur bis drei, dann müssen alle Clubs und Diskotheken und Bars schließen.

DER Schnaps hier in Kolumbien heißt Aguardiente und schmeckt ein bisschen wie Ouzo, nur nicht ganz so stark. Obwohl ich den Abend gut mit Luladas (alkoholfreier Cocktail aus der Frucht Lulo) begonnen hatte, habe ich ab 12 Uhr mit so vielen anstoßen müssen, dass ich dann auch in den Genuss kam, Aguardiente zu probieren. Gar nicht so übel :)

Am nächsten Morgen sind Ella, Felix und ich in den Parque Simón Bolívar gefahren, Ella hatte Picknick gemacht und später kamen noch Gamba, Christine und Juan und wir haben dann meinen Geburtstag mit Essen und Frisbee-spielen verbracht. Vollgestopftes Wochenende!

Die Woche hat dann spannenderweise nicht in der Corporacion angefangen, sondern wir haben uns im Norden der Stadt bei Bent und Nadine getroffen und sind mit Claudia, einer Mitarbeiterin vom Projekt zu verschiedenen Leuten gelaufen, um schlussendlich unsere „Cedula“ zu beantragen, den kolumbianischen Personalausweis, fuer uns aber nur temporal ;)

Dazu muss man Passfotos machen lassen, viel Geld bezahlen und Blut abnehmen lassen, um die Blutgruppe zu bestimmen, ich bin B+. Das war auch sehr merkwürdig, in einem Büro, wo man seinen Pass abgeben musste fuer die persönlichen Daten, war ein Nebenraum, wo man sich dann mal eben hinsetzte und eine Frau Blut abzapfte.
Seit dem ich mir den Piercing habe stechen lassen und tausend Mal geimpft wurde habe ich auch keine Angst mehr vor Spritzen oder Nadeln. Überhaupt kein Problem für mich. Haha!

Abends hat Helmut uns zum Essen bei sich eingeladen, mit den alten und neuen Freiwilligen, „damit wir uns nicht immer nur nachts beim tanzen sehen, sondern auch mal normal miteinander reden können“. Es gab sogar danach noch Geburtstagstorte und ein deutsches: „Viel Glück und viel Segen“-Geburtstagslied.

Am Dienstag ist Ella wieder nach Deutschland geflogen. Am Mittwoch ist Jonas geflogen, aber noch nicht sofort nach Deutschland. Es war eine tolle Zeit mit den beiden und sie haben uns so viel gezeigt und geholfen! Schade, dass die Zeit mit ihnen so kurz war. Aber das hieß fuer uns, dass wir uns jetzt selber durchschlagen müssen und eben unser Jahr als Freiwillige beginnt.

Am Freitag mussten wir gleich nochmal Blut abgeben für einen Gesundheitstest und Schulung im Projekt. Dort kommen alle paar Tage Kontrolleure vorbei, die die Pädagogik im Kindergarten und die Küche überprüfen. Der Kindergarten wird naemlich von der Stadt gefördert und da die Kolumbianer ultra hygienisch sind, wird alles penibel geprüft. Und damit wir z.B. mit den Kindern essen und Essen verteilen dürfen, mussten wir uns einen ganzen Vormittag alles Mögliche auf Spanisch anhören. Wenn diese Kontrolleure kommen, dürfen wir auch nicht auf die Kinder aufpassen beim Mittagsschlaf!

Ich bin übrigens ja auch umgezogen und wohne jetzt mit Felix, Andrea, 26 Jahre und ihrem Sohn Nico. Ich habe ein schönes großes Zimmer, habe einige Fotos aufgehängt, und habe seit gestern auch Gardinen, die perfekt zu meiner Tagesdecke passen, die ich bis jetzt noch jeden Tag ordentlich über mein Bett lege. Denkt man nicht von mir, oder? ;-)

Hier in dem Haus haben wir einen Innenhof, wo man draußen sitzen kann. Das ist erstens total schön und zweitens praktisch!
Jetzt am Wochenende haben Felix, Falk und ich mittags dort gefrühstückt. Wir haben Crossaints für 200 pesos, also ungefähr 8 Cent gekauft, bei der Bäckerei um die Ecke. Sie sind dort sehr nett und kennen uns schon als treue Kunden. Außerdem habe ich Guacomole gemacht und Falk und Felix Rührei. Wir leben hier wie die Könige :)
Falk wohnt nur eine Straße weiter von uns entfernt und kommt oft vorbei.


Samstag habe ich mit Gamba (und Christine auch kurz)im Zentrum getroffen. Gamba ist ein Freund von Ella und Jonas und jetzt auch unser Freund. Mit ihm bin ich durch die Altstadt von Bogotá gelaufen, er hat mir so viel gezeigt und erzählt über Bogotá, über die Geschichte Kolumbiens, er weiß so viel und es war wirklich wunderbar. Obwohl er eigentlich dort wohnt, ist er noch mit mir mit dem Bus nach Hause gefahren und obwohl Felix und Falk mich vom Bus abholen kamen, ist er noch mitgelaufen und dann haben wir ihn noch eingeladen und Karten gespielt und Cuba Libre getrunken.

Ihr hört schon, bis jetzt berichte ich relativ wenig von meiner Arbeit! Soviel passiert um mich herum! Aber das kommt auch noch.

Mit meinem Chor habe ich am Samstag schon das erste Konzert! Ich habe noch zweimal Probe diese Woche und muss noch die Texte auswendig lernen, wir singen naemlich auswendig.. auweia!

Am Sonntag waren wir auf dem Monserrate (das ist hier ein berühmter Berg) mit unserer „Chefin“/Ansprechpartnerin im Projekt und Freundin, zwei Mitarbeitern und den anderen Freiwilligen (Falk, Bent und seine Freundin). Leider kann man nicht dort hoch laufen, denn es gibt wohl Räuber auf dem Weg und wir sind mit einer sehr steilen Bahn gefahren. Ich habe sehr viele Fotos gemacht, denn es war schon beeindruckend. Da Bogotá selber ja schon sehr hoch liegt und wir dann noch auf den Berg gefahren sind, waren wir ungefaehr so hoch wie die Zugspitze in Deutschland, knappe 3000 m hoch. Das ist schon was! Aber dort war die Luft spürbar besser als unten mit dem ganzen Smog. Es hat wohl auch ein bisschen geschneit, aber das habe ich gar nicht bemerkt :) Wir haben sogar einen Kolibri gesehen!!

Ihr habt mich ja gefragt, wie ich mich verständige, bzw. wie es mit der Sprache klappt. Auf jeden Fall ärger ich mich jetzt so, dass ich nicht mehr gelernt habe, in Deutschland. Ich fühle mich manchmal hundeelend und könnte losheulen, weil ich so wenig verstehe und mehr verstehen möchte! Aber mit Gamba zum Beispiel lerne ich viel, denn er gibt sich so viel Muehe, dass ich viel verstehe und sagt auch gerne Sachen dreimal mit anderer Formulierung, damit ich sie irgendwie verstehe. Und sonst muss ich einfach zu Hause lernen. Ich will es aber am Liebsten direkt können!

Beste Gruesse!

1 Kommentar:

  1. Ach Lili, ich beneide dich.
    So viele neue Erfahrungen, so viele Eindrücke.

    Was mich ja brennend interessieren würde: was sind das für Kinder, die in diesen Kindergarten gehen? Aus was für Familien kommen die? Was bringt eine kolumbianische Familie dazu, ihr Kind in einen Waldorfkindergarten (oder was ist das überhaupt für eine Einrichtung) zu geben?
    Suchen die die Waldorfpädagogik oder nur "etwas besseres"? Ist das eine gewisse Elite oder Jedermann? Wie finanziert man das? Wer kann es sich leisten, seine Kinder dort erziehen zu lassen?
    Tausend Fragen
    liebe Grüße
    Evelyn

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